Ein Leben, das abgesicherter nicht sein könnte, führen, dafür aber für einen launischen Kontrollsüchtigen arbeiten müssen?


Dieses gedankliche Dilemma durchspielten mehrere Angestellte von Alfred Krupp an der Villa Hügel, welche alle Geschichtskurse der Q1 am 14.03.2023 besuchen durften.

Ohne zu viel vorwegzunehmen, beginnt unsere Reise am Haupteingang unseres Schulgebäudes. Irgendwie müssen wir alle gemeinsam dort ankommen und natürlich geschieht das Ganze in Zweierreihen Hand in Hand. Nach dem wir vermutlich unzählige Autofahrer als nie endenden Parallelverkehr genervt haben sind wir, obwohl die deutsche Bahn wie gewohnt die übliche Verspätung mit sich brachte, viel zu früh an der Villa Hügel angekommen.

Da haben unsere begleitenden Lehrer: Herr Heitbrede; Frau Jaworski und Frau Böning, wohl zu viel Verspätung der Bahn als Zeitpuffer eingeplant, aber wer kann es ihnen denn bitte verübeln?

Jedenfalls haben wir die übrige Zeit damit überbrückt, von einem Eingang zu dem anderen Eingang zu wandern. Überraschender Weise dient Essen als fabelhafte Stadt um Häuser zu bewerten und zu versuchen auf den Waldwegen nicht auszurutschen. Manche Wagehälse unter uns sind den Trampelweg tatsächlich rückwärts runter gelaufen und wurden dafür mit Applaus der Stufe belohnt.

Nichtsdestotrotz haben es alle von uns sicher ans Ziel geschafft und kamen, wenn nicht schon von der kleinen Wanderung, nun durch die atemberaubende Architektur der Villa in Atemnot.

Nachdem uns ein freundlicher Angestellter vornehm die Tür aufgehalten hat, wurden wir alle zurück in die Garderobe geschickt um unsere Taschen sowie auch Jacken dort zu deponieren. Was vorher edel oder viel eher einfach ordentlich aussah, wurde von unserer Stufe erfolgreich modernisiert und als ein unerkenntlicher Haufen von Jacken zurückgelassen. Vereinzelte Schüler haben dann doch ihre Jacken an der echten Garderobe aufgehangen und uns ein wenig besser dar stehen lassen.

Danke an euch!

Verständlicher Weise konnte niemand den netten Führungsleitern eine komplette Stufe auf Einmal zumuten, weswegen wir uns in vier ungefähr 15-köpfige Gruppen aufgeteilt haben. Während Zwei der oben genannten Gruppen schon die erste Führung erhielten, musste der Rest sich selbst den Schlossgarten zeigen. Erfahrenere Schüler, die einst schon dort waren, übernahmen gerne die Führungsrolle und zeigten interessierten die Umgebung. Auch wenn diese kleine Hobbyführung schon amüsierend war, wurde sie schnell von einer kompetenteren, wirklich dort arbeitenden, Person abgelöst.

Diese, hat uns ins lang ersehnte warme Innere des Hauses geführt und zeigte uns erst die Familie Krupp, welche portraitiert in der Empfangshalle aushingen, und anschließend eine handvoll ausgewählter Räume in der Hauptvilla. Dabei erfuhren wir eine Menge spannender, manchmal sogar unsympathischer, Details über die Familie Krupp…

Ich meine wusstet ihr, dass die Türen im Speiseraum von innen verschlossen, wurden so das verschlafene, zu spät ereilende, Familienmitglieder vom Essen ausgeschlossen wurden? Von dort, so munkelt man, habe sich ein Gechichts-LK inspirieren lassen, wenn es um „zu spät Kommer“ geht.

Ein anderer Fakt, der eigentlich der Kern für jede Handlung von Alfred Krupp bildet, ist, dass sich alles um Repräsentation dreht.

Warum sonst sollte man ein Anwesen besitzen, welches wahrscheinlich 100 Leute beherbergen könnte, es aber nur für drei Personen erbauen lassen.

Ja richtig. Krupp hat seine Villa Hügel selbst entworfen und erbauen lassen. Dafür hat es ganze zehn Architekten benötigt, da der Land Herr wohl oder übel ein unangenehmer Kunde war, welcher vorgab alles besser zu wissen. Er schreckt nämlich nicht zurück die Kontrolle über alles mögliche zu erhalten. Wir haben bei der Führung erfahren, dass eine Anreise, selbst von der Familie der Angestellten, ohne Einladung oder Termin, unmöglich war.

Krupp hatte kurz und knapp gesagt etwas gegen Menschen und alles, was sie taten, was er jedoch schätzte, waren die Arbeiten, die sie für ihn verrichteten. Deshalb entlohnte er sie auch ungewöhnlich gut und bot ihn Privilegien wie ein sozialversicherungsähnlicher Vertrag oder eine Unterkunft. Das konnten die Angestellten wahrnehmen, sobald sie sich von ihrer politischen Meinung lösten und kein Wort mehr in dieser Richtung verloren, sich von den anders geschlechtlichen Angestellten fernhielten und ihre Familie für eine lange Zeit nicht mehr sehen konnten sowie ohne jegliche Widersprüche ihre gestellten Aufgaben meisterten.

So unsympathisch Alfred Krupp wohl sein vermochte, erschuf er mit Villa Hügel eine sehenswerte Destination. Ich würde euch allen ans Herz legen den Ort einmal gesehen zu haben, da der Besuch sich eindeutig, wie eine Zeitreise in die Vergangenheit anfühlt.

Abschließen würde ich dann gerne mit Krupps Worten…

 

„Anfangen im kleinen, Ausharren in Schwierigkeiten, Streben zum Großen.“

 

…enden.

Damit auch ihr einmal, solch eine Villa Hügel euer Eigentum nennen könnt!

 

-Minoska, Leonie Q1